Montpellier Danse

Der klassische Impulstanz-Wienaufenthalt kam heuer nicht zustande, dafür sprang im Juni das Festival Montpellier Danse ein, welches zufällig während meiner französischen Bildungszeit ebendort stattfand.

Drei performances passten in meine Montpellier-Woche:

Full Moon” (Josef Nadj)

Lunar Halo” (Cheng Tsung-lung / Cloud Gate)

und “Voice of Desert” (Saburo Teshigawara)

Während Full Moon (in der Opéra National) leider zu sehr auf die äußerlich perfekte Körperlichkeit der Protagonisten setzt und choreografisch-inhaltlich knapp an der Banalität vorbeischrammt (was das durchaus leicht zu unterhaltende Publikum aber nicht von frenetischem Beifall abhält), arbeitet Lunar Halo mit bombastischen Gesten und visuellen Effekten, was zwar – unter Anwesenheit des Bürgermeister in der Opéra Berlioz des “Corum” – stellenweise beeindruckt und sicherlich einfallsreicher als Full Moon ausfällt, am Ende dann aber doch die nötige emotionale Tiefe vermissen lässt. Diese findet sich dafür mannigfaltig bei Saburo Teshigawara, der im Agora unter freiem Himmel und zeitweise bei leichtem Nieselregen, gemeinsam mit seinen TänzerInnen eine wunderbar berührende und bewegende performance mit ausgezeichnet selektierter Musik und ohne jegliche Effekthascherei auf eine nackte schwarze Bühne zaubert. Japan zeigt uns wieder einmal was im modernen Tanz alles (noch) möglich ist – arigatō gozaimasu!

2023 …

… in a nutshell: Thanks for all the happy moments!
(contrary to what the photos might suggest, not all of them necessarily involved consumption of booze 😉 )


… in a slightly longer version:

The year started unemployed (self-chosen, not the end of the world), and saw the start of a new job in April, implantable pacemakers, good stuff, pleasant people!
Unemployment time was in part used to work on a fun review of Berlin bookstores, as well as getting an overview over the ever growing “library of Babel“!
Traveling was limited, but a short nice excursion to Elba, as well as the mandatory Vienna visit during Impulstanz Festival as well as a reload of Iceland Airwaves Festival in Reykjavik brought some dearly needed change of scenario.
Also on the books-front was a fun bookbinding course in Berlin (continuation this year) and the creation of an online catalogue of my library (not yet of Babel, but lets say the Library of Neukölln).
The revival of an old sewing machine also yielded new haptic experiences and moments of joy, concentration and Zen.
No big changes otherwise, Lucky says hi, he’s fine and brings different types of mice – dead or alive – from time to time.
Everything is kind of in the flow again. Much better than 2022 🙂
Cheers, yours as always galactically,
Bernie (aka La Marquise de Nouvelle Cologne)

Buchbinden continued …

Nach dem erfolgreichen Erstbuch 2022, konnte ich nicht umhin weiter hineinzuschnüffeln in den Buchbindeleim und an der VHS Kreuzberg (yes!) einen etwas intensiveren Buchbindekurs zu belegen 2023. In den Räumlichkeiten der sehr tollen Museumsdruckerei im Bezirksmuseum Kreuzberg in das sich die VHS eingemietet hat, wurde fleißig gefalzt, geschnitten und geleimt.
Hat sehr viel Spaß gemacht und für’s Frühjahr 2024 ist schon der fortgeschrittene Kurs gebucht!

Impulstanz 2023

Impulstanzbesuch – heuer aus Zeitmangel in abgespeckter Ausgabe mit nur 4 performances.

Den Anfang machte Sebastiano Sing’s “Mathieu”. In der Ankündigung mit der Erfindung des neuen Genres “Dark Schlager” beworben, blieb der Abend für mich leider etwas hinter den Erwartungen zurück, was aber auch am sommer-, uhrzeit- und reisetaginduzierten Sekundenschlaf gelegen haben könnte 😉 Aber eines muss ich sagen: die Bluse mit dem dreieckigen Rückenausschnitt ist perfekt geschneidert! Sie spiegelte in meisterhafter Art die Form der Schulterblätter und des Torsos zugleich – 5 Sterne für die Garderobe!

Weiter ging’s tags darauf mit dem Countertenor Benjamin Abel Meirhaeghe, der nicht nur eine tolle Stimme sondern auch großes Charisma und Bühnenpräsenz mitbringt. Der begleitende Musiker und die japanische Tänzerin sind dabei völlig entbehrlich. Und auch bei Benjamin merkt man – hier ginge noch einiges, er fährt gewissermaßen mit angezogener Handbremse. Trotzdem ein schöner Abend.

Danach gab’s eine Woche Waldviertel, und als Abschluss noch zwei perfomances an einem Abend. Zuerst Luca Bonamore (AT/IT) & Lau Lukkarila (AT/FI) in Lapse and the Scarlet Sun im Odeon. Hier wurden wir durch eine Art Karaoke Show geführt, die für mich größtenteils wie eine Persiflage auf alle möglichen Musikgenres wirkte und – obgleich stimmlich und auf der Ebene der Körperpräsenz toll – erstaunlich distanziert und unpersönlich blieb. Bis dann der “Epilog” kam, in dem zwei Lieder mit sehr viel stärkerem persönlichem Bezug und das direkte Ansprechen des Publikums doch noch Intimität herzustellen vermochten.

Den Abschluss bildete Marina Otero’s “Love Me” (gewissermaßen das sequel von “Fuck Me”), in dem sie ihre “Flucht” aus Argentinien nach Spanien reflektiert, die Vergangenheit ihres Großvaters, Gewalt gegen Frauen und ihre Gefühlswelt ganz allgemein. Den ersten Teil bildet ein sehr langer Text, der in deutscher und englischer Sprache projiziert wird, während sie stumm auf der Bühne sitzt. Die Geschichten, die der Text erzählt sind zwar emotional relevant und berührend, vieles scheint aber hier ein wenig lost in translation (war der Originaltext Spanisch?), auf mich wirkt der Text wenig eloquent und tatsächlich fragt man sich ab einem gewissen Punkt “ob noch etwas passiert”, Marina nimmt dieses Gefühl auch selbst in dem Text vorweg. Als performance funktioniert dieser Teil für mich nicht. Dann aber setzt sie eine Art wrestling-Maske auf und beginnt mit den Worten “what follows now is improvised” den zweiten Teil der performance, der dann doch noch beeindruckt. In einem ekstatischen Wirbelwind bringt sie Dinge zum Ausdruck, die der Text schuldig blieb!

Bis nächstes Jahr, liebes Impulstanz!

Singer 522 – Yukata No.1

Was lange im Dornröschenschlaf liegt wird manchmal mit erstaunlichen Ergebnissen wieder zum Leben erweckt! In diesem Fall die Singer 522 von 1976 der Holzwebers (nicht nur Ilse sondern auch Opa Karl nähte mit ihr). Nun trat sie seit langem ihre erste Reise an, erst von Hoheneich/NÖ/AT nach Wien/AT und von dort nach Neukölln/Berlin/DE. Einstellmöglichkeiten gibt es bei solch alten Maschinen ja Gott sei Dank wenige (sie muss nicht erst ins Wlan oder einen Satelliten finden!) und man kann relativ schnell losnähen (wenn man verstanden hat wie man die beiden Fäden einfädelt und deren Spannung auf den Stoff abstimmt). Den Einstiegsklassiker Kissenbezug (Polsterüberzug) habe ich übersprungen und bin mit selbst gemachten (danke Ilse für’s perfekte Ausschneiden) Schnittmuster-Schablonen einer meiner Yukatas gleich zum Projekt Yukata übergegangen. Ein Teststoff vom Maybachufer-Markt (5€/m, da is nix vahockt!) war dann am Ende doch schöner als erwartet. Jetzt können die etwas ausgefalleneren japanischen Stoffe her!

Singer 522, Kaufdatum 1976
Leichte Sommer-Yukata No.1

Honi soit qui mal y pense!