Kann es jemals genug Yukatas geben? Ein klares いいえ! Nach dem erfolgreichen Erstmodell der prêt-à-porter Reihe “Marquise de Nouvelle Kyoto” folgten 2023 ein extrem sommerlich-florales (oben; Stoff von etsy/LucaLinus) und 2024 (unten) eine Auftragsarbeit für Asta, welche uns sehnsüchtig aus den japanischen Pinienwäldern auf den herbstlichen Pazifik blicken lässt.
Nach erfolgreichen Erst– und Zweitkontakten, gab’s 2024 einen Buchbindekurs für Fortgeschrittene an der VHS Kreuzberg.
Zwei Projekte waren im Gepäck: Restaurierung eines alten Physiklehrbuchs für Volker, und Herstellung eines ledergebundenen Taschenkalenders 2025 im Moleskine-Stil. Beides gelang relativ gut und aus Fehlern wurde wieder einiges gelernt! Zum Beispiel dass das Problem nicht die alten Geräte sind sondern die neuen (Papiereinzug des HP Laserdruckers ist genau auf plus-minus drei Lichtjahre …).
Im März 2025 geht’s weiter – rühret den Leim und schärfet die Messer und Scheren!
Der klassische Impulstanz-Wienaufenthalt kam heuer nicht zustande, dafür sprang im Juni das Festival Montpellier Danse ein, welches zufällig während meiner französischen Bildungszeit ebendort stattfand.
Drei performances passten in meine Montpellier-Woche:
Während Full Moon (in der Opéra National) leider zu sehr auf die äußerlich perfekte Körperlichkeit der Protagonisten setzt und choreografisch-inhaltlich knapp an der Banalität vorbeischrammt (was das durchaus leicht zu unterhaltende Publikum aber nicht von frenetischem Beifall abhält), arbeitet Lunar Halo mit bombastischen Gesten und visuellen Effekten, was zwar – unter Anwesenheit des Bürgermeister in der Opéra Berlioz des “Corum” – stellenweise beeindruckt und sicherlich einfallsreicher als Full Moon ausfällt, am Ende dann aber doch die nötige emotionale Tiefe vermissen lässt. Diese findet sich dafür mannigfaltig bei Saburo Teshigawara, der im Agora unter freiem Himmel und zeitweise bei leichtem Nieselregen, gemeinsam mit seinen TänzerInnen eine wunderbar berührende und bewegende performance mit ausgezeichnet selektierter Musik und ohne jegliche Effekthascherei auf eine nackte schwarze Bühne zaubert. Japan zeigt uns wieder einmal was im modernen Tanz alles (noch) möglich ist – arigatō gozaimasu!
Nach dem erfolgreichen Erstbuch 2022, konnte ich nicht umhin weiter hineinzuschnüffeln in den Buchbindeleim und an der VHS Kreuzberg (yes!) einen etwas intensiveren Buchbindekurs zu belegen 2023. In den Räumlichkeiten der sehr tollen Museumsdruckerei im Bezirksmuseum Kreuzberg in das sich die VHS eingemietet hat, wurde fleißig gefalzt, geschnitten und geleimt. Hat sehr viel Spaß gemacht und für’s Frühjahr 2024 ist schon der fortgeschrittene Kurs gebucht!
Impulstanzbesuch – heuer aus Zeitmangel in abgespeckter Ausgabe mit nur 4 performances.
Den Anfang machte Sebastiano Sing’s “Mathieu”. In der Ankündigung mit der Erfindung des neuen Genres “Dark Schlager” beworben, blieb der Abend für mich leider etwas hinter den Erwartungen zurück, was aber auch am sommer-, uhrzeit- und reisetaginduzierten Sekundenschlaf gelegen haben könnte 😉 Aber eines muss ich sagen: die Bluse mit dem dreieckigen Rückenausschnitt ist perfekt geschneidert! Sie spiegelte in meisterhafter Art die Form der Schulterblätter und des Torsos zugleich – 5 Sterne für die Garderobe!
Weiter ging’s tags darauf mit dem Countertenor Benjamin Abel Meirhaeghe, der nicht nur eine tolle Stimme sondern auch großes Charisma und Bühnenpräsenz mitbringt. Der begleitende Musiker und die japanische Tänzerin sind dabei völlig entbehrlich. Und auch bei Benjamin merkt man – hier ginge noch einiges, er fährt gewissermaßen mit angezogener Handbremse. Trotzdem ein schöner Abend.
Danach gab’s eine Woche Waldviertel, und als Abschluss noch zwei perfomances an einem Abend. Zuerst Luca Bonamore (AT/IT) & Lau Lukkarila (AT/FI) in Lapse and the Scarlet Sun im Odeon. Hier wurden wir durch eine Art Karaoke Show geführt, die für mich größtenteils wie eine Persiflage auf alle möglichen Musikgenres wirkte und – obgleich stimmlich und auf der Ebene der Körperpräsenz toll – erstaunlich distanziert und unpersönlich blieb. Bis dann der “Epilog” kam, in dem zwei Lieder mit sehr viel stärkerem persönlichem Bezug und das direkte Ansprechen des Publikums doch noch Intimität herzustellen vermochten.
Den Abschluss bildete Marina Otero’s “Love Me” (gewissermaßen das sequel von “Fuck Me”), in dem sie ihre “Flucht” aus Argentinien nach Spanien reflektiert, die Vergangenheit ihres Großvaters, Gewalt gegen Frauen und ihre Gefühlswelt ganz allgemein. Den ersten Teil bildet ein sehr langer Text, der in deutscher und englischer Sprache projiziert wird, während sie stumm auf der Bühne sitzt. Die Geschichten, die der Text erzählt sind zwar emotional relevant und berührend, vieles scheint aber hier ein wenig lost in translation (war der Originaltext Spanisch?), auf mich wirkt der Text wenig eloquent und tatsächlich fragt man sich ab einem gewissen Punkt “ob noch etwas passiert”, Marina nimmt dieses Gefühl auch selbst in dem Text vorweg. Als performance funktioniert dieser Teil für mich nicht. Dann aber setzt sie eine Art wrestling-Maske auf und beginnt mit den Worten “what follows now is improvised” den zweiten Teil der performance, der dann doch noch beeindruckt. In einem ekstatischen Wirbelwind bringt sie Dinge zum Ausdruck, die der Text schuldig blieb!