Impulstanzbesuch – heuer aus Zeitmangel in abgespeckter Ausgabe mit nur 4 performances.
Den Anfang machte Sebastiano Sing’s “Mathieu”. In der Ankündigung mit der Erfindung des neuen Genres “Dark Schlager” beworben, blieb der Abend für mich leider etwas hinter den Erwartungen zurück, was aber auch am sommer-, uhrzeit- und reisetaginduzierten Sekundenschlaf gelegen haben könnte 😉 Aber eines muss ich sagen: die Bluse mit dem dreieckigen Rückenausschnitt ist perfekt geschneidert! Sie spiegelte in meisterhafter Art die Form der Schulterblätter und des Torsos zugleich – 5 Sterne für die Garderobe!
Weiter ging’s tags darauf mit dem Countertenor Benjamin Abel Meirhaeghe, der nicht nur eine tolle Stimme sondern auch großes Charisma und Bühnenpräsenz mitbringt. Der begleitende Musiker und die japanische Tänzerin sind dabei völlig entbehrlich. Und auch bei Benjamin merkt man – hier ginge noch einiges, er fährt gewissermaßen mit angezogener Handbremse. Trotzdem ein schöner Abend.
Danach gab’s eine Woche Waldviertel, und als Abschluss noch zwei perfomances an einem Abend. Zuerst Luca Bonamore (AT/IT) & Lau Lukkarila (AT/FI) in Lapse and the Scarlet Sun im Odeon. Hier wurden wir durch eine Art Karaoke Show geführt, die für mich größtenteils wie eine Persiflage auf alle möglichen Musikgenres wirkte und – obgleich stimmlich und auf der Ebene der Körperpräsenz toll – erstaunlich distanziert und unpersönlich blieb. Bis dann der “Epilog” kam, in dem zwei Lieder mit sehr viel stärkerem persönlichem Bezug und das direkte Ansprechen des Publikums doch noch Intimität herzustellen vermochten.
Den Abschluss bildete Marina Otero’s “Love Me” (gewissermaßen das sequel von “Fuck Me”), in dem sie ihre “Flucht” aus Argentinien nach Spanien reflektiert, die Vergangenheit ihres Großvaters, Gewalt gegen Frauen und ihre Gefühlswelt ganz allgemein. Den ersten Teil bildet ein sehr langer Text, der in deutscher und englischer Sprache projiziert wird, während sie stumm auf der Bühne sitzt. Die Geschichten, die der Text erzählt sind zwar emotional relevant und berührend, vieles scheint aber hier ein wenig lost in translation (war der Originaltext Spanisch?), auf mich wirkt der Text wenig eloquent und tatsächlich fragt man sich ab einem gewissen Punkt “ob noch etwas passiert”, Marina nimmt dieses Gefühl auch selbst in dem Text vorweg. Als performance funktioniert dieser Teil für mich nicht. Dann aber setzt sie eine Art wrestling-Maske auf und beginnt mit den Worten “what follows now is improvised” den zweiten Teil der performance, der dann doch noch beeindruckt. In einem ekstatischen Wirbelwind bringt sie Dinge zum Ausdruck, die der Text schuldig blieb!
Bis nächstes Jahr, liebes Impulstanz!